Film: "Der marktgerechte Patient"

Wir zeigen den Film „der Marktgerechte Patient“ am 25. September 2024 um 19 Uhr im Saal der IG Metall Hannover.

Es gibt zwar bereits zahllose Berichte über skandalöse Zustände in den deutschen Krankenhäusern. Erstaunlicherweise fehlt dabei aber fast immer der Bezug auf die wesentliche Ursache dieser Zustände: Die seit 2003 verbindliche Vergütung der Krankenhäuser durch sog. Fallpauschalen (jede diagnostizierbare Krankheit hat einen fixen Preis – wer mit möglichst geringen Personal-, Sach- und Organisationskosten den Patienten optimal schnell abfertigt, macht Gewinn – wer sich auf die Patienten einlässt und Tarife zahlt, macht Verlust). Die Einführung der sog. DRGs (Diagnosis Related Groups) war der radikale Schritt zur kompromisslosen Kommerzialisierung eines Bereichs, der bis dahin vom Gedanken der Empathie und Fürsorge getragen wurde.

Seither wird der Mensch dort, wo er am verletzlichsten ist, nämlich als hilfsbedürftiger Patient, den gnadenlosen Prinzipien von Gewinn und Verlust untergeordnet. So die MacherInnen des Films der marktgerechte Patient. Weitere Auswirkungen sind die überbordende Arbeitsbelastung der Kolleginnen und Kollegen im Bereich des Gesundheitswesens. Aktuell führen die Beschäftigten an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) eine Auseinandersetzung um die Einführung eines TV Entlastung. Die MHH und die Landesregierung lehnen Tarifverhandlungen zum Thema Entlastung ab – die leidtragenden sind die Beschäftigten der MHH und wir als Patienten oder als Angehörige. Die Spirale nach unten wird durch die unmenschliche Belastung befeuert.

Der Patient wird nicht mehr als Mensch betrachtet, dem es zu helfen gilt, sondern als einen Menschen, mit dem man etwas machen kann. Der Patient, der zum Mittel wird, der Patient, den man benutzt, um Erlöse zu optimieren. Die Frage ist nicht mehr: was braucht der Patient, sondern was bringt der uns. Gleichzeitig durchforsten Wirtschaftsberater jede Abteilung, ob ein Vorgang nicht doch noch mit weniger Personal bewältigt werden kann. Viele Ärztinnen und noch mehr Pflegerinnen wollen und können in diesem System nicht mehr arbeiten, ohne selbst krank zu werden. Vielen kommt diese Situation – die Unternehmensberatung geht durch die Abteilungen und die Produktion – bekannt vor.

In den deutschen Krankenhäusern stehe nicht mehr der Patient, sondern das Geld im Mittelpunkt aller Gedanken, sagt der Oberarzt für Anästhesie Peter Hoffmann im Film. „Das Geld ist immer im Hintergrund aller Entscheidungen. Man tut etwas, um die Kosten zu reduzieren oder man tut etwas, um mehr Erlöse, mehr Einnahmen für das Krankenhaus zu generieren. Das Krankenhaus wird geführt wie eine Fabrik. Maximaler Output, minimaler Aufwand, schneller, und der Patient wird zum Werkstück, die Abläufe werden industriell strukturiert, der Patient wird vorne eingefüllt und kommt hinten raus, und zwar bitte ein bisschen schneller. Geht das nicht einen Tag schneller?"

Aktuelle Informationen wird uns eine Kollegin von der MHH und der Kollege Lars Niggemeyer vom DGB Niedersachsen geben.

Anmeldungen bitte per Mail unter Katharina.Rabe@igmetall.de.

Veranstalter:
IG Metall Hannover
Ort:
IG Metall Hannover, Postkamp 12, Saal
Anfang:
Mittwoch, 25. September 2024
 
19:00 Uhr
 
21:00 Uhr